Zur verfügung gestellt vom Hannoveraner Verband e.V. aus der Mitgliederzeitschrift DER HANNOVERANER 09/21
"Derzeit leben 166 Wolfsrudel und Paare in Deutschland, die Population wächst jährlich exponentiell um rund 30 Prozent. Einen natürlichen Feind hat der Wolf nicht. Welche Haltung nimmt Ihre Partei zu diesem Thema ein?"


Die Weidetierhaltung einschließlich der Pferdehaltung ist in vieler Hinsicht von großer Bedeutung. Sie isteine artgerechte Haltungsform und trägt erheblich zur Biodiversität und zum Insektenschutz bei. Weidetierhaltung und Grünland sind in vielen Regionen von der Küste bis hin zu den Bergen landschaftsprägend. Pferde bereichern Tierhaltung und Kulturlandschaft meist in der Nähe der Dörfer und Städte.
"Der Wolf verbreitet sich in Deutschland noch sehr ungleichmäßig. Besonders betroffen ist neben Brandenburg das Land Niedersachsen. Aus hiesiger Sicht ist es insbesondere inakzeptabel, wenn Wölfe wiederholt Pferde verletzen oder gar töten. Gerade in Anbetracht des Populationswachstums muss dafür Sorge getragen werden, dass sich ein solches Jagdverhalten bei den heimischen Wölfen nicht etabliert. Die in Niedersachsen in Verantwortung stehende SPD tritt daher konsequent für den Abschuss dieser Wölfe ein und setzt ihn auch um."



"Der Wolf war Teil unserer Kulturlandschaft und kehrt nun aufgrund des Erfolgs seines Schutzstatus wieder in seine einst heimischen Verbreitungsgebiete zurück. Das begrüßen wir als Erfolg des Naturschutzes. Das starke Wachstum bei einer sich neu ansiedelnden Population ist nicht überraschend, sondern bestätigt wildbiologische Erkenntnisse. Es ist klar, dass das Zusammenleben mit einem neuen Beutetier auch erst wieder erlernt werden muss. Wir GRÜNE stehen für ein gutes Miteinander von Wolf und Tierhaltern und werden alles tun, um Konflikte so weit es geht zu minimieren."
"Wir Freie Demokraten wollen den Wolf als jagbare Tierart in das Bundesjagdgesetz aufnehmen. Auf europäischer Ebene setzen wir uns für eine Herabstufung des Wolfsschutzes ein. In Deutschland wollen wir ein Wolfsmanagement etablieren, welches eindeutige Wolfsverbreitungsgebiete (z. B. Truppenübungsplätze) definiert."
"Der Wolf ist gegenwärtig Deutschlands größtes freilebendes Raubtier. Mit der Zahl der Wölfe steigt auch die Zahl der Wolfsrisse. Inzwischen häufen sich auch die Berichte zu Rissen bei Großtieren, wie die Pferderisse im Landkreis Nienburg in Niedersachsen. Immer deutlicher wird, dass Herdenschutzmaßnahmen das intelligente Raubtier nicht aufhalten können. Es mehren sich auch die Berichte über Wölfe die ungestört in Städten spazieren gehen, wie in Lohne und Köln. Derartiges Verhalten stuft die AfD als auffällig ein und beabsichtigt ein konsequentes Vorgehen gegenüber Problemwölfen."
"Die Weidetierschäden, die durch den Wolf entstehen, sind dort, wo Rudel heimisch sind, erheblich. Wie stellt man sich in Zukunft im Rahmen der Wolfspolitik das Management der Gesamtpopulation vor? "


"Vor dem Hintergrund der seit dem Jahr 2000 exponentiell wachsenden Wolfspopulation tragen wir die Verantwortung, die Grundlagen für eine zukunftsfähige Weidetierhaltung zu sichern und gleichzeitig unseren Verpflichtungen aus dem Schutz der FFH-Richtlinien speziell für den Wolf nachzukommen. Nach dem offiziellen Monitoringbericht der Beratungsstelle des Bundes lebten 2019/2020 128 Rudel, 3 5 Paare und zehn Einzelwölfe in Deutschland. Die Population wächst mit einem Zuwachs von über 30 Prozent pro Jahr. Dabei ist festzustellen, dass die Situation im Vergleich der Bundesländer sehr unterschiedlich ist. In Sachsen, Brandenburg, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern kann man von einer stabilen und etablierten Population von territorialen Wölfen ausgehen."
"Für den Artenschutz entscheidend ist: Wie hoch muss der Wolfsbestand mindestens sein, um ein erneutes Aussterben mittelfristig zu verhindern? Diese Frage lässt die niedersächsische Landesregierung aktuell durch eine wissenschaftliche Studie des Instituts für Wildbiologie und Jagdwirtschaft der Universität für Bodenkultur Wien klären."



"Wolfsrisse lassen sich durch präventive und flächendeckende Herdenschutzmaßnahmen minimieren. Weidetierschäden gehen überall dort, wo es flächendeckende Herdenschutzmaßnahmen gibt, zurück. Auffällig gewordene Wölfe, die wiederholt Tiere reißen, können nach geltendem Recht bereits abgeschossen werden. Hier auftretende Probleme liegen in der Praxis und nicht in den rechtlichen Grundlagen. Die Wolfspopulation unterliegt einem wissenschaftlichen Monitoring und der gute Erhaltungszustand, der Managementmaßnahmen wie Eingriffe in die Population vorausgehen muss, ist noch nicht• erreicht. "
"Eine feste Größe für die Entnahme von Wölfen lehnen wir Freie Demokraten ab. Wir wollen Gebiete kategorisieren und gebietsabhängige Managementregelungen schaffen. Unsere über Jahrhunderte geschaffene Kulturlandschaft braucht auch wolfsfreie Gebiete. "
"Wie viele andere artenschutzrechtlich geschützte Wildtiere, gehört der Wolf in den Wildartenkatalog der einzelnen Bundesländer aufgenommen. Der Abschuss von Problemwölfen muss erleichtert werden und Deutschland muss darauf hinwirken, dass der Wolf seinen europaweiten Schutzstatus verliert und aus den Anhängen II und IV der FFHRichtlinie in den Anhang V überführt wird. Bisher ist es nicht möglich „ wolfsfreie Gebiete" auszuweisen, auch das sollte sich ändern. Es braucht eine Wolfsobergrenze, weil es nicht sein kann, dass in Deutschland die Autofahrer ungewollt die Bestandsregulierung übernehmen."
"Das Image des Wolfes ist gespalten. Wie wird der enorm wachsende Widerstand der Landbevölkerung wahrgenommen? "


"Ziel von CDU und CSU ist es deshalb in Deutschland - wie in anderen Ländern schon geschehen - ein Management zu ermöglichen, das die Zukunft der Weidetierhaltung sichert und die Akzeptanz der Anwesenheit des Wolfs in ländlichen Regionen erhält. Zwar versuchen die meisten Weidetierhalter ihre Herden in Wolfsregionen optimal zu schützen - Herdenschutzmaßnahmen werden inzwischen auch zu 100 Prozent gefördert - aber das reicht nicht aus. Darüber hinaus gilt es - im Sinne des Schutzes der Bevölkerung - den Wolf als das zu erhalten, was er ist: ein scheues Wildtier mit entsprechendem Fluchtverhalten gegenüber dem Menschen. Deshalb wollen wir - das neu gegründete Kompetenzzentrum Weidetierhaltung als Beratungs- und Dokumentationsstelle für Weidetierhalter aufbauen, um mit ihnen zusammen wirksame Lösungen und Antworten auf die Folgen der Ausbreitung des Wolfs zu finden. "
"Eine aktuelle Umfrage des Landvolks in Niedersachsen zeigt, dass die Menschen dem Wolf überwiegend positiv gegenüberstehen, aber weder vermehrte Nutztierübergriffe noch eine unbegrenzte Bestandsentwicklung tolerieren. Dies deckt sich mit der Haltung der SPD."



"Wir GRÜNE stehen dafür, die Debatte um den Wolf zugleich rational und mit gegenseitigem Verständnis für alle Blickwinkel zu führen. Man kann Wolfsrisse durch flächendeckende und standortangepasste Herdenschutzmaßnahmen minimieren. Eine komplette Sicherheit kann es aber nicht geben und ein Restrisiko bleibt. Daher ist es so wichtig, dass Weidetierhalter Hilfe sowohl durch eine schnelle und ausreichende Unterstützung bei der Prävention, wie auch bei der u nbürokratischen Entschädigung erhalten. Dafür setzten wir uns mit Nachdruck ein. "
"Wir Freie Demokraten sehen die Differenzen zwischen Stadt und Land. Für die FDP ist entscheidend, welche Folgen die Wiederansiedlung von Wölfen für die Menschen vor Ort haben. Herdenschutzmaßnahmen sind bislang stets fehlgeschlagen und Ersatzzahlungen sind nur ein schwacher Trost für den Verlust der Weidetiere. Es ist uns wichtig, dass die Interessen der Landbevölkerung im Regierungshandeln berücksichtigt werden. "
"Die derzeitige Politik priorisiert den Schutz des Wolfes höher ein als den Schutz vor dem Wolf. In weiten Teilen ist das verbunden mit einer großstädtischen Wolfsromantik. Der politische Zaunzirkus verschiebt die Probleme nur auf die Zukunft. Der Wolf bleibt ein Raubtier, das sich vielen verschiedenen Lebensumständen anpassen kann und das gerade wegen seiner Intelligenz und seines unersättlichen Jagdtriebes gefährlich ist. Er kann mehr Beutetiere aus Lust an der Jagd reißen, als er selbst zum überleben benötigt. Das erzeugt unnötiges und vermeidbares Tierleid nicht nur bei den Nutztieren sondern auch bei den Wildtieren."
"Wie sollen die Tierhalter in der Haltung ihrer Tiere und im Weidemanagement unterstützt werden? "


"- auf eine zeitnahe Erfassung und Übermittelung der Daten zur Bestandentwicklung und der Risssituation bezüglich Nutztiere durch den Wolf hinwirken. Das ist Voraussetzung, um zielgerichtet geeignete Management- und Herdenschutzmaßnahmen ergreifen zu können. - erreichen, dass der strenge Schutzstatus des Wolfs im europäischen Naturschutzrecht überprüft und geändert wird. In einzelnen Bundesländern ist der günstige Erhaltungszustand der Wolfspopulation erreicht. Dieses gilt umso mehr, wenn man die Population Polens und des Baltikums mit einbezieht. Genetisch gehen die Wölfe in Deutschland und Polen auf den gleichen Ursprung - Baltikum - zurück. Für die Umsetzung der strengen Vorgaben der FFHRichtlinie sind die Bundesländer verantwortlich. Wir wollen, dass die Bundesrepublik einen Antrag bei der Kommission auf Anerkennung des guten Erhaltungszustandes stellt, der differenziert nach der Situation in den Bundesländern die Option für ein aktives Wolfsmanagement eröffnet.."
"Durch Stärkung des Herdenschutzes wie beispielsweise im landwirtschaftlichen Bildungszentrum Echem oder durch Beratung und Unterstützung der Experten in der Landwirtschaftskammer. "



"Übergriffe von Wölfen auf extensiv gehaltene Herdentiere wie Schafe, Ziegen, Rinder und Pferde stellen für alle eine besondere Herausforderung dar. Die extensive Weidetierhaltung ist für den Grünlanderhalt unersetzlich, sie ist zugleich tiergerecht und schützt viele seltene Standorte. Die Betriebe können oft kaum kostendeckend arbeiten, da ihre gesellschaftliche Leistung durch die derzeitige Agrarförderung nicht ausreichend honoriert wird. Zusätzliche Kosten für Herdenschutz sowie wirtschaftliche Schäden durch Wolfsrisse, ganz abgesehen von der emotionalen Belastung, können Betriebe oft nicht mehr auffangen. Wir GRÜNE wollen Weidetierhalter nicht nur mit Hilfen für den Zaun, Zaunbau und Entschädigungen unterstützen, sondern fordern auch eine Weidetierprämie. "
"Weidetierhalter brauchen Verlässlichkeit beim Ersatz von Wolfsschäden. Neben dem aktiven Wolfsmanagement wollen wir daher verbindliche Rechtsansprüche auf den Ersatz von Wölfen verursachter Schäden schaffen. Darüber hinaus brauchen wir einen Anspruch auf Ersatz der Kosten für Herdenschutzmaßnahmen, die die Wahrscheinlichkeit von Wolfsrissen vermeiden. "
"Herdenschutz ist wichtig. Die Nutztierhalter brauchen finanzielle Unterstützung beim Errichten von Schutzzäunen und bei der Beschaffung von Schutzhunden. Aber Zäune und Schilder werden den Wolf alleine nicht in seine Schranken weisen. Es braucht ein Umdenken im Natur- und Artenschutz. Weil es auch wichtig ist, die Bodenbrüter zu schützen, welche dem Wolf schutzlos ausgeliefert sind. Außerdem braucht es Mut zur Wahrheit und die Anerkennung der Tatsache, dass die Wolfspopulation selbst eine Grenze braucht. "
"Neben den direkten Folgen von Wolfsrissen entstehen vielen Pferdehaltern auch eine Reihe von indirekten Folgen. Wie gehen Sie mit diesen Sorgen und Nöten um? "


"-ein Wolfsmanagement in Anlehnung an das französische Modell etablieren. Dafür muss Deutschland eine Untergrenze für den guten Erhaltungszustand festlegen, die orientiert an wissenschaftlichen Erkenntnissen ein Aussterben des Wolfs langfristig ausschließt. Darauf aufbauend können regionale Managementpläne und Strukturen entwickelt werden, die im Bedarfsfall eine nachhaltige Regulierung und ein systematisches Bestandsmanagement des Wolfs ermöglichen.."



"Das Wolfsmanagement liegt in Deutschland in der Zuständigkeit der Bundesländer, dort gibt es teilweise auch extra Wolfsberater*innen und verschiedenste Unterstützerprogramme. Zur besseren Unterstützung bei den von Ihnen angesprochenen indirekten Folgen, die unseres Erachtens bisher unzureichend berücksichtigt worden sind, müssen sich Bund und Länder zusammensetzen und eine gemeinsame Strategie entwickeln."
"Die Sorgen der Pferdehalter haben wir Freie Demokraten im Blick. Als Fluchttiere können Pferde durch die reine Präsenz von Wölfen in Panik versetzt werden und Schäden verursachen. Dem wollen wir gerecht werden, indem wirksame Sicherungsmaßnahmen finanziert werden. Darüber hinaus gibt es besondere Herausforderungen durch die rechtliche Einordnung von Pferden als "Luxustiere". Damit Pferdehalter nicht für von Pferden verursachten Schäden haften, die entstehen, weil Pferde von Wölfen in Panik versetzt werden, wollen wir eine Haftungsprivilegierung schaffen. "
"Der Opferschutz, also hier der Schutz vor dem Wolf, und nicht der Täterschutz, hier der Schutz des Wolfes, steht für uns an erster Stelle. Wir hinterfragen kritisch die Arbeit der Naturschutzverbände und auch die der ehrenamtlichen Wolfsberater. Letztlich können die Sorgen und Nöten nicht angesprochen werden, wenn von vornherein das politische Ziel die Beschwichtigung ist. Der Wolf macht vielen Bürgern vor allen Dingen auf dem Land Angst und das nehmen wir ernst. "
"Pferde sind nicht nur Partner für Sport und Freizeit, sondern auch ein Kulturgut. Welchen Stellenwert hat das Pferd? "


"Pferde spielen für den Sport und den Tourismus, zunehmend auch als Therapie- und Schulungspferde nach wie vor eine sehr bedeutende wirtschaftliche und gesellschaftliche Rolle. Pferde sind darüber hinaus, gerade auch in ihrer unterschiedlichen Rasseausprägung, ein wertvolles Kulturgut. CDU und CSU stehen zu Pferdehaltung, Pferdezucht und tierschutzgerechtem Pferdesport. Der verhaltens- und tierschutzgerechte Umgang mit Pferden verlangt hohes Wissen und Können. Deshalb unterstützt das unionsgeführte BMEL die Pferdehalter mit Leitlinien zum Umgang, zur Ausbildung und zum Training von Pferden entsprechend dem Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse. "
"Pferde sind für viele Menschen Ausdruck von Lebensqualität, Naturerfahrung, Sport. Sie sind auch ein Wirtschaftsfaktor. Für viele von uns sind sie aber auch Teil der Familie. Gute Gründe also, unsere Pferde bestmöglich zu schützen."


